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Eine neue Ära des Shops: Retail-Trends von der Mailänder Designwoche

Von Isabella Naef

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Einzelhandel

Vorbei die Zeiten, in denen der stationäre Handel seine Produkte an Kleiderstangen und in Regalen präsentierte. Concept Stores setzen zukünftig auf technische Unterstützung im Laden, Home Delivery und andere Verknüpfungen von On- und Offline-Einkaufserlebnissen. Diese und weitere Retail-Trends von der Mailänder Designwoche im April stellen wir Ihnen hier vor.

Der Concept Store setzt darauf, Stimuli und Produkte verschiedener Bereiche zu vereinen. Wie Adriano Goldschmied, der ‚Godfather of Denim’ FashionUnited vor wenigen Wochen erklärte: „Ich arbeite an einem kleinen Store-Konzept, wo Kunden Top-Produkte finden. Ich glaube nicht an den ‚Total Look’. Alles gleich gut zu machen ist eine ‚Mission impossible’. Deshalb habe ich mich seit den späten Achtzigern auf Jeans spezialisiert.”

Stationärer Handel und Online Showcases werden zunehmend integriert

Ein Seminar von Elle Decor und Altagamma, einer Organisation, die die Luxusgüterindustrie zusammenbringt, zeigte aufkommende Retail-Trends auf. Demnach werde der stationäre Handel zunehmend zur ‚Bühne’, auf der die Biografie des Produkts inszeniert werde, während digitale Angebote den Kunden unterstützen, seine Suche erweitern und ihn beeindrucken sollen.

Francesco Morace, Vorstand des Future Concept Lab, schlug ein neues Verkaufsszenario vor, basierend auf der Idee, dass der Kunde sich wohl, geschätzt und zufrieden fühlen solle. Kurz gesagt: Die Zeiten, in denen es genug war, eine Verkaufsfläche zu stellen, um die Umsätze zu steigern, sind vorbei. „Die Ära des einfachen Wachstums, basierend auf neuen Flächen und Preissteigerungen sind vorbei. Shops sind nicht mehr ein Ausstellungsraum für Maße und Materialien, sondern eine Möglichkeit für Brands, ihre Werte und Einzigartigkeit unter Beweis zu stellen,“ so der Schlüsseltrend, den die Fondazione Altagamma in ihrer Retail Evolution Studie, durchgeführt von Luca Solca von Exane Paribas, identifizierte.

Laut Remo Ruffini, Vorstand von Moncler, bewegen wir uns auf eine spezifisch ausgestaltete Retail-Strategie zu, die je nach Land und Stadt variieren kann: „Der Einkaufsprozess ist multichannel, schnell und digital-friendly, was im Klartext bedeutet, dass wir neue Generationen, die mit dem Smartphone in der Hand auf die Welt kommen, berücksichtigen müssen.“ Beispielsweise nutzte Julipet, eine Unterwäsche/Lingerie-Marke die folgende Strategie zur Eröffnung ihres ersten Ladens in Mailand: „Wir beschlossen, Julipet als Start-Up zu sehen. Selbst die Kassenanlage sollte sich um E-Commerce drehen. Es gibt bei uns ein hohes Maß an Integration von On- und Offline—aus unserer Sicht finden Einkäufe in einem einzigen Channel statt, und der beinhaltet sowohl das Internet als auch den stationären Handel“, erklärt Clemente Germanetti, der Manager der Brand.

Der Laden ist mit Vicunha-Teppichen ausgelegt, die Wände sind mit Öko-Leder bespannt, cremefarbene Regale und bronzene Wandverkleidungen, sowie Displays in ‚pink gold’ und eine bewegbare Verkaufstheke, die auch als Kasse fungiert, runden das Konzept ab. Alles ist mit LED beleuchtet und das faszinierende Lichterspiel des äußeren Showcases lockt Kunden in den Shop hinein. Eine große Videoleinwand gegenüber des Eingangs wird zum Fokus und erzählt die Geschichte von Julipet, daneben befindet sich eine Installation von Künstler Nando Cripps, die einen Mann im Pyjama darstellt.

Ein Konzept, das künftig Kunden in den physischen Ladens locken soll, sind Anleihen aus den Bereichen Kunst und Fotografie. So zeigte das Label Frankie Morello anlässlich des Salone del Mobile eine exklusive Installation. Gemeinsam mit der LondonArt, der größten Online-Galerie des Vereinigten Königreichs, wurde in dem Flagship-Store auf dem Corso Venezia die ‚Rebirth’-Kollektion präsentiert.

Brooks Brothers ließ seine Schaukästen im 1.937 Quadratmeter-großen Flatiron-Store im Mailänder Bezirk Brera wieder aufleben. So wurden aus bereits bekannten Formen und Materialien neue Designobjekte geschaffen, die für Installationen genutzt werden. Dies ist vielleicht das erste Mal, dass der Circular-Design-Ansatz in Ladenbau und Luxusgütern Anwendung findet. Designer Andrea Favoni, Art Director bei Marangoni Design und Autor der Erstauflage von ‚Circular Design‘ stattete die Brooks Brothers Kollektion mit einer Doppelhelix aus Leinen aus, während Designerin Paola Lenti mehrere exklusive Auflagen verschiedener Produkte für den Laden La Tenda in der Via Solferino gestaltete.

Aspesi zeigte Arte Povera

Arte Povera ist eine Kunstrichtung, die in den 70er Jahren formierte und die nun zum Hauptaugenmerk im Aspesi Store wurde. In der via Montenapoleone wurde, ganz nach Arte Povera-Manier, nur eine einziges Kunstwerk ausgestellt,. und zwar von einem der wichtigsten Vertreter der Schule, Mario Merz. „Ich freue mich sehr, einer breiten und unterschiedlichen Menge an Menschen die Gelegenheit bieten zu können, dieses Kunstwerk zu betrachten. Alberto Aspesi war stets eng mit der Kunstwelt verbunden und hegte eine Vorliebe für arte povera, die hier von Mario Merz’ Kunstwerk sehr gut repräsentiert wird. Dieses ikonische Konzept ist ein Element, dass eng mit dem Stil der Kollektion verbunden ist“, sagte Fabio Gnocchi, Managing Director bei Aspesi anlässlich des Events.

Im Rahmen des Salone del Mobile gab es auch bei Massimo Dutti eine neue Dekoration des Flagship-Stores auf dem Corso Vittorio Emanuele zu sehen. Dafür zeichnete die Mailänder Künstlerin Rossana Orlandi verantwortlich. Neben einem Kunstwerk Orlandis wurden außerdem ikonische Stücke wie Sessel von Damiano Spelta und Nika Zupanc ausgestellt.

Dieser Artikel wurde ursprünglich von Isabella Naef für FashionUnited Italien geschrieben.

Foto: Julipet PR, FashionUnited, Massimo Dutti PR, Frankie Morello PR, Brooks Brothers PR

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