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Woolworth vor dem Aus

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Die traditionsreiche Kaufhauskette Woolworth Deutschland ist pleite. Wie nun bekannt wurde, hat der Textildiscounter bereits am vergangenen Samstag beim zuständigen Frankfurter Amtsgericht Insolvenz angemeldet. Mittlerweile wurde Woolworth mit dem Frankfurter Rechtsanwalt

Ottmar Hermann bereits ein Insolvenzverwalter an die Seite gestellt, der aktuell zudem den insolventen Automobilzulieferer Karmann betreut.

Wie es nun zu der schnellen Zahlungsunfähigkeit kam, ist noch nicht bekannt und gibt daher weiter Rätsel auf. Schließlich hatte Woolworth noch vor wenigen Wochen vermeldet, die „Repositionierung als preisgünstiger Markendiscounter“ sei „erfolgreich abgeschlossen“ worden. Nachdem die britische Investment- und Beratungsgesellschaft Argyll Partners das Unternehmen Ende 2007 von dem Finanzinvestor Electra Private Equity übernommen hatte, wurde gründlich saniert, umstrukturiert und eingespart, man sah sich auf einem guten Weg.

Was den Verantwortlichen zusätzlich Mut machte: gerade in der aktuellen Weltwirtschaftskrise erfreuen sich Discounter an einer stetig wachsenden Nachfrage, die Verbraucher achten vermehrt auf die Preise, und die waren bei Woolworth traditionell eher niedrig. Auch deshalb hatte der frühere Firmenchef Robert Brech noch im Februar große Hoffnungen auf ein gutes Geschäftsjahr, sah die Wirtschaftskrise als Chance für Woolworth und verkündete vollmundig: „Wir sind stabil“. Allerdings wohl nicht stabil genug, denn die Billig-Konkurrenz unterbot die Traditionsfirma kontinuierlich im Preiskampf und arbeitete so kräftig an deren Abstieg mit.

Nun steht Woolworth also vor dem endgültigen Aus, das Insolvenzverfahren wird wohl in diesen Tagen eröffnet und die rund 11.000 Mitarbeiter in Deutschland und Österreich müssen um ihre Jobs bangen. Dabei hatte das Unternehmen erst Anfang März mit dem Ex-Lidl-Manager Stefan Rohrer einen neuen Vorstandsvorsitzenden präsentiert, der sein Amt jedoch bereits nach wenigen Wochen wieder zur Verfügung stellte.

Was nach unternehmerischen Chaostagen klingt, markiert wohl das traurige Ende einer Traditionsfirma, die bereits vor über 100 Jahren in den USA gegründet wurde und 1927 in Bremen ihre erste Filiale in Deutschland eröffnete. Immerhin: die Bundesrepublik ist das letzte Land, in dem es die Kaufhauskette noch gibt. In den USA wurde das Unternehmen bereits 1997 dicht gemacht und auch die britische Schwester ist seit Anfang diesen Jahres Geschichte. 800 Läden wurden hier vor wenigen Monaten geschlossen und 27.000 Mitarbeiter verloren ihren Job.

Gleiches droht nun auch hierzulande. 323 Filialen betreibt Woolworth aktuell noch, sie werden wohl aller Voraussicht nach geschlossen. Woolworth trifft so das gleiche Schicksal, wie bereits einige andere Warenhausketten vor ihm. Die Einzelhandelsketten, einst die Flaggschiffe der Innenstädte, befinden sich seit geraumer Zeit in einer schwierigen Lage, und gelten unter Experten schon lange als Auslaufmodell. Die Kunden gehen lieber in Shopping-Center, zu Boutiquen oder Discountern, bestellen vermehrt im Internet oder kaufen günstig im benachbarten Ausland ein. Andere Traditionshäuser wie Wehmeyer, Hertie oder SinnLeffers hatte es bereits in der Vergangenheit erwischt, sie sind mittlerweile längst im Insolvenzverfahren und bald wohl nur noch Geschichte. Und auch die beiden Flaggschiffe der Branche, Karstadt und Kaufhof, befinden sich in der Krise. Hier wird bereits seit Monaten über einen Zusammenschluss spekuliert und keiner weiß, wie es weitergeht.

Ob es Woolworth schafft, sich im nun anlaufenden Insolvenzverfahren noch einmal zu berappeln, ist mehr als fraglich, zumal dringend benötigte Kredite zur Sanierung des Unternehmens derzeit kaum zu bekommen sind. Damit scheint das Kapitel Woolworth, das vor über 100 Jahren in den USA begann, nun in Deutschland sein Ende zu finden. Es ist kein Happy End.

Foto: Woolworth