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Sonderbericht: Harrods Sommerschlussverkauf

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Es ist die Zeit des Jahres, in der das britische Warenhaus Harrods Tausende von Schnäppchenjägern anzieht, um beim weltberühmten Sommerschlussverkauf Saisonangebote bei Designerkleidung und Hausrat

sowie weitere Sonderangebote aufzustöbern. Für die Fans gehört es zur Lebensart, in den frühen Morgenstunden einzutreffen und sich auf lange Schlangen einzustellen, für die zaghaften Shopper jedoch nicht. Das ist möglicherweise auch besser so, da der letzte Verkauf ein Preisetikett über 1,5 Milliarden Pfund trug. Es war weltweit eine überraschende Nachricht, dass Mohamed Al-Fayed das Kaufhaus Harrods nach erfolgreichen 25 Jahren an die katarische Königsfamilie verkauft hat.

Über den Verkauf des luxuriösen Warenhauses wurde im vergangenen Monat an verschiedenen Stellen bereits spekuliert, aber Herr Al-Fayed dementierte das Gerücht vehement. So sagte er erst vor wenigen Wochen: „Kunden kommen aus Kuwait, Saudi-Arabien, Katar in unser Warenhaus. Das ist fair genug. Aber es ist nicht zu verkaufen. Das ist nicht Marks & Spencer oder Sainsbury. Es ist ein besonderer Ort, der den Menschen Vergnügen bereitet. Es gibt nur ein Mekka.“
In dieser Woche wurde jedoch bestätigt, dass der Besitzer des FC Fulham und des Ritz-Hotels seine Meinung geändert hat, sich zurückziehen möchte und in den Morgenstunden des 8. Mai 2010 ein entsprechendes Geschäft abschloss.

Die Entscheidung wird für Al-Fayed schwierig genug gewesen sein, sagt Katherine Miles, frühere Harrods-Angestellte und Beraterin bei Verdict Research, dem Spezialisten für Einzelhandelsanalyse und Beratung auf britischen und europäischen Märkten. „Aber es ist eine gute Entscheidung für die zukünftige Expansion des Unternehmens. Entsprechende Möglichkeiten in China, den Vereinigten Arabischen Emiraten und den USA, wo es einen treuen Kundenstamm gibt, der derzeit nach Großbritannien reist“, sind wahrscheinlich die nächsten Schritte.

Harrods entstand 1834 in London, als Gründer Charles Henry Harrod eine Lebensmittelgroßhandlung mit Schwerpunkt auf Tee eröffnete. Harrod übernahm 1849 ein kleines Ladengeschäft in Knightsbridge, das sich am Standort des aktuellen Geschäfts befindet. Aus diesen bescheidenen Anfängen heraus machte Harrods Sohn Charles Digby den Laden zu einem blühenden Unternehmen und expandierte um 1880 in die umliegenden Gebäude. Das Geschäft, das 1883 einen Brand überlebte und 1898 die erste Rolltreppe in England aufwies, wurde 1985 for 615 Millionen Pfund von Al-Fayed gekauft, was einen rund 10 Jahre langen Rechtsstreit mit seinem Geschäftspartner Roland ‚Tiny‘ Rowland auslöste, der 1993 beigelegt wurde.

Dies sollte allerdings nicht der einzige Zwischenfall für Al-Fayed bleiben. Im Jahr 2008 klagte er das britische Königshaus öffentlich an, den Tod seines Sohnes Dodi und von Prinzessin Diana angeordnet zu haben – Behauptungen, die rundum verurteilt wurden und die sich als unbegründet erwiesen. Als Harrods seine Stellung als königlicher Hoflieferant verlor, ersetzte er das königliche Symbol über dem Eingang des Geschäfts mit dem arabischen Wappen.

Trotz dieser Kontroversen hat Al-Fayed es geschafft, Harrods als internationale Attraktion und opulentes Symbol des Einzelhandels aufzubauen. Es wird behauptet, dass er 400 Millionen Pfund für die Sanierung von Harrods ausgegeben hat, was laut Miles in sehr positiven Auswirkungen auf die Geschäftszahlen niederschlug. „Modernisierung und Entwicklung der Markenmischung haben dazu beigetragen, die Bedürfnisse und Erwartungen des Kunden im Geschäft zu erfüllen. Die permanente Verbesserung des Geschäftsumfeldes, das Streben nach einem optimalen Einkaufserlebnis und der Schutz des Markennamens waren die wichtigsten Erfolgsfaktoren von Harrods.“

Beim Umgang des Unternehmens mit der Rezession fällt Miles auf, dass Al-Fayed „während der Rezession investierte, während andere Kosten einsparten und Expansionsvorhaben zurückstellten.“ Mit einer erfolgreichen Kundenbindungsstrategie wurde ein „treuer und ergebener Kundenstamm vor allem bei Höherverdienenden“ durch Prämien gepflegt, fügt sie hinzu.

Zu den auffälligsten Änderungen, die Al-Fayed einbrachte, gehören die fremdländische ägyptische Halle und Rolltreppe, die Einrichtung eines urbanen Spabereichs mit einer neuen Kosmetikabteilung und eine marmorgetäfelte Abteilung für Accessoires. Im Jahr 2006 eröffnete er „102“, ein Delikatessen- und Conveniencegeschäft gegenüber dem Hauptgeschäft in Knightsbridge. Außerdem gibt es Harrods Niederlassungen in vier Terminals des Flughafens Heathrow. Vor kurzem wurde die Herrenbekleidung des Geschäfts auf rund 4600 m² für 9 Millionen Pfund umgestaltet.

Die Anlagegesellschaft Qatar Holding, die dem katarischen Königshaus gehört und Anteile an Sainsbury’s und Songbird Estates hält, könnte die Marke bei der Erschließung neuer Bereiche unterstützen. Miles sagt voraus: „Das Online-Geschäft [zum Beispiel] wird seit 10 Jahren betrieben, es bleibt aber noch viel zu tun. Neue Strategien und frische Ideen sollten widerspiegeln, was es bereits im Geschäft gibt. Es gibt ein großes Potenzial für starke Marken wie Harrods, das dank guter Beziehungen zu vielen Luxusmarken viele Online-Partnerschaften eingehen könnte. Verdict prognostiziert, dass der Umsatz durch E-Commerce in den nächsten 10 Jahren um 42 Milliarden auf 62 Milliarden Pfund anwachsen wird.“

Miles schließt: „Es gibt massive Anreize, Produkte unter der eigenen Marke Harrods zu entwickeln – derzeit gibt es Harrods Taschen, Teddybären, Kaschmirpullover usw. Es gibt jedoch ein großes Potenzial für die Entwicklung erfolgreicher Mode- und Beautyprodukte. Das wäre eine Chance, höhere Profite zu erzielen und zukünftig in weitere Einzelhandelsgeschäfte der Marke Harrods zu expandieren.