Man gönnt sich ja sonst nichts: QVC greift sich Glööckler
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Glööckler selbst ist zumindest davon überzeugt, so etwas wie die deutsche Antwort auf Versace zu sein und geizt auch ansonsten nicht mit Superlativen. Wie seine Mode und Accessoires, ist bei Glööckler alles ein wenig over the top, etwas zu glitzernd, zu groß, zu herrlich. Und seit einigen Jahren, als der Stuttgarter anfing, seine Produkte auf dem Shopping-Sender HSE 24 zu verkaufen, auch etwas zu billig.
Der erhoffte internationale Durchbruch blieb jedoch bislang aus, und bevor Glööckler seine Produktion auf günstige Massenware umstelle, fristete seine Marke ein eher schattiges Dasein zwischen schwäbischer Provinz und Alterssitz in Florida. Seit der Designer sich jedoch bei HSE 24 zum Entertainment-Faktor mit Umsatzgarantie entwickelt hat, finden sich seine mit Strass- und Glitzersteinchen geradezu übersäten Tops und Blusen auf den Wäscheleinen fast aller Dauercampingplätze zwischen Flensburg und Oberammergau wieder. Glööckler wurde auf HSE 24 zum Publikumsliebling, zum Exotik-Star von Millionen Hausfrauen, die sich mal was gönnen wollen. Glööckler arbeitete zuletzt nicht mehr nur bei dem Sender, er war der Sender.
Das gut gehende Geschäft mit HSE 24 reicht dem ehrgeizigen Exzentriker nun jedoch nicht mehr. Der Designer will stets mehr, ist immer auf der Suche nach dem besten Deal, der größtmöglichen Präsenz, dem weitesten Quantensprung. So gesehen war es nur eine Frage der Zeit, wann er zu „Deutschlands größtem Teleshopping-Unternehmen QVC“ wechselt, um dort „neue kreative Wege zu gehen".
Ab Januar soll Glööckler bei QVC auf Sendung gehen. Nicht wie bisher in einem doch recht dürftig eingerichteten TV-Studio mit etwas verloren dastehenden Übergrößen-Models, nein, auch bei der Inszenierung seiner „hochwertigen Designsstücke“ (QVC-CMO Mathias Borg) geht er nun in die Vollen. Wie Glööckler verlauten lässt, arbeitet er bereits „unter Hochdruck an einem ganz neuartigen Prêt-à-porter-TV-Format“, das zeigen soll, „dass jede Frau, ganz egal welchen Alters oder welcher Figur, nicht nur schön ist, sondern auch die passende, exklusive Kleidung zum attraktiven Preis bekommen kann“. Der Schwabe gerät richtig ins Schwärmen, wenn es darum geht, den für ihn so wichtigen Schritt nach Oben in Worte zu kleiden und jubelt: „Es wird eine bombastische Show mit großartigen Überraschungen und Angeboten, die Designer-Mode für alle erschwinglich machen".
Die QVC-Chefs erhoffen sich von dem Deal Millionenumsätze und spekulieren bereits darauf, dass die „große Fangemeinde des Modedesigners“ ihrem Idol geschlossen folgen wird. Kein Wunder also, dass sich QVC-Mann Bork schon sehr auf die Zusammenarbeit mit ihm freut.
Ob Glööckler seinem Traum von den großen Bühnen Paris’ oder Mailands mit dem konsequenterweise nur als weitere Zwischenstation geplanten Wechsel zu QVC näher kommt, ist doch recht fraglich. So wird der Genius wohl auch künftig eher dort verkehren wo seine treueste Kundschaft wohnt: In Orten wie Kaufbeuren, Ennepetal oder Königs-Wusterhausen. Eben dort, wo die Welt noch in Ordnung ist.
Foto: QVC