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Bangladesch: Tesco zieht sich zurück, Uniqlo investiert

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Ein Land, zwei Einzelhändler, zwei unterschiedliche Ansätze: Während der britische Einzelhandelsriese Tesco sich in den letzten 12 Monaten entschieden hat, 15 Fabriken in Bangladesch nicht mehr zu benutzen,

hat das japanische Modeunternehmen Fast Retailing gestern bekannt gegeben, dass es am 5. Juli zwei Grameen-Uniqlo-Geschäfte in Dhaka eröffnen wird. Das besondere: sie bieten Bekleidung an, die “von Einheimischen, für Einheimische” gemacht wurde. Die Gewinne werden in weitere Geschäfte mit dem Ziel investiert, bald eine bangladeschweite Kette von Grameen-Uniqlo-Geschäften zu haben.

Obwohl
es löblich ist, dass Tesco sein Versprechen gehalten hat, Baugutachten für alle Fabriken erstellen zu lassen, in denen das Unternehmen fertigt, ist allerdings noch nicht klar, was die Alternativezu diesen Fabriken ist. Im jüngsten Fall von Liberty Fashions in Dhaka scheint Tesco jegliche Geschäftsverbindungen abgebrochen zu haben: "Unsere Bedenken zur Struktur dieses Gebäudes sind so ernsthaft, dass wir uns entschieden haben, als einzige Möglichkeit die Kleiderproduktion in dieser Produktionsstelle mit sofortiger Wirkung einzustellen. …Wir haben die Eigentümer sofort über unsere Erkenntnisse informiert und haben versucht, eine Alternative zum Produktionsstopp von Tesco zu finden. Wir sind enttäuscht, dass dies nicht möglich war”, gab Tesco in einer Stellungnahme am Samstag bekannt.

Gebäudesicherheit von Liberty Fashions muss noch bestimmt werden

Der Besitzer von Liberty Fashions, Mozammel Huq, streitet jedoch die Bedenken ab und vesichert, dass seine Fabrik die nötigen Bauauflagen erfüllt. "Ich habe die Bauvorschriften genau eingehalten, so dass sich die Frage nicht stellt, ob dies ein unsicheres Gebäude ist. … Das Gebäude ist fast neu – ich habe einen Teil erst vor fünf Jahren gebaut und den anderen vor acht Jahren”, sagte Hug in einem Telefongespräch mit Reuters ebenfalls am Samstag.

Um beiden Seiten gegenüber fair zu sein, soll das Gebäude jetzt noch einmal von einer neutralen Instanz geprüft werden. Die Bangladesh University of Engineering and Technology (BUET) wurde mit der erneuten Inspektion beauftragt und Huq hat sich bereiterklärt, die Fabrik zu räumen und in eine sichere Produktionsstätte umzuziehen, sollte sie sich als bedenklich erweisen.

Obwohl die Situation immer noch nicht ideal ist, da die Arbeiter so lange in einem potentiell unsicheren Gebäude arbeiten, bis die Lage geklärt ist, und sie sich zudem einer unsicheren finanziellen Zukunft gegenübersehen, wenn sich einer der größten Auftraggeber zurückzieht, so ist der Dialog zwischen Auftraggeber und Fabrikleitung doch ein grosser Schritt nach vorn, besonders bevor ein Unglück passiert ist.

Fast Retailing plant Grameen-Uniqlo-Einzelhandelskette in Bangladesch

Der japanische Modeeinzelhändler Fast Retailing geht mit seiner geplanten Grameen-Uniqlo-Kette einen Schritt weiter. Die Initiative ist Teil des langfristen Engagements des Unternehmens in Bangladesch, durch das es die Probleme des Landes wie Armut, hygienische Bedingungen, Umwelt, das Bildungsgefälle und die Gleichberechtigung von Männern und Frauen in Angriff nehmen möchte.

Die beiden neuen Grameen-Uniqlo-Geschäfte in Dhaka befinden sich an der 234/2 New Elephant Road und im 41/8 Block C in Banasree. Sie werden Bekleidung anbieten, die speziell auf die Bedürfnisse der Kunden in Bangladesch zugeschnitten sind. Erschwingliche Preise sind eine Voraussetzung, weshalb die 32 Artikel der Männer- beziehungsweise die zehn Artikel der Damenkollektion zwischen 2,50 and 15,50 US-Dollar (195 und 1200 Bangladeshi Taka) angeboten werden.

Außerdem ist die Kollektion für Bangladesch mit vor Ort leicht erhältlichen Materialien gemacht und wird nicht weit von den Geschäften entfernt produziert. Bekannt für seine “Schönheit durch Zweckmäßigkeit” setzt Uniqlo auch hier auf die Nützlichkeit für die Träger. So sind alle Artikel der Kollektion aus weichen, dehnbahren und schnelltrocknenden Materialien wie Polyester und Polyurethane gemacht, die in der Regenzeit praktischer sind als zum Beispiel Baumwolle.

"Wir freuen uns, heute den nächsten Schritt in unserem langfristigen Einsatz in einem sich so schnell entwickelnden Land wie Bangladesch bekannt geben zu können. Wir werden jeden Gewinn in das Wachstum des Vorhabens reinvestieren und dabei helfen, Probleme im Zusammenhang mit Armut, hygienischen Bedingungen und Bildung anzugehen. Unser Ziel ist es, die Unabhängigkeit und Selbstversorgung zu fördern und dazu beizutragen, den Lebensstandard in Bangladesch anzuheben”, kommentierte Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender von Fast Retailing Tadashi Yanai.

Obwohl jeder Einzelhändler und jede Modemarke selbst die Beschaffungs- und Produktionslösungen finden muss, die zu seinem Geschäftsmodell, seinen Produkten, Kunden und Mitarbeitern passen, ist es jedoch wichtig, Langzeitlösungen anzuvisieren, die auch den Akteuren im Beschaffungs- und Produktionsbereich helfen. Und wie die jüngsten Beispiele zeigen, gibt es verschiedene Möglichkeiten und Modelle, die sich auch für internationale Einzelhändler und Marken umsetzen lassen.

Foto: Frau an der Nähmaschine / Friends of UNFPA