Shoppable Inspiration: Wie das Stylight-Modell E-Commerce antreibt
Wird geladen...
E-Commerce hat eine ganze Reihe neuer Businessmodelle hervor gebracht und ist stets weiter auf der Suche nach neuen Lösungen. Eine davon ist ‚Shoppable Inspiration’, so nennt sich das Konzept bei Stylight, einer Internetplattform mit Sitz in München. Über die Seite der vier Gründer werden Kaufwillige zu den dort angemeldeten Online-Shops gelotst, dafür wiederum bekommt die Plattform eine Verkaufsbeteiligung.
2008 gegründet, schätzte die Fa. Bürgel Wirtschaftsinformationen den Umsatz von Stylight im Jahr 2012 auf 3,19 Mio. Euro, nach eigenen Angaben generierte die Plattform im selben Zeitraum etwa 135 Millionen Euro, also mehr als die damals prognostizierten 100 Millionen Euro, für die Partnershops im Affiliateprogramm. Seither ist einiges passiert: ProSiebenSat.1 stieg 2013 mit SevenVentures als Investor ein und gesellte sich mit 22 Prozent zu den bisherigen Stylight-Eignern Holtzbrinck Ventures (24 Prozent), Tengelmann Ventures (12 Prozent) sowie die beiden Business Angels Urs Keller (5 Prozent) und Stefan Gessulat (1 Prozent). Es folgten TV-Werbespots, eine App, die Expansion in neue Märkte und eine Content Offensive in Form eines ‚shoppable’ Onlinemagazins. Stylight selbst spricht heute von 360 Millionen US-Dollar Umsatz für Business-Partner und über 10 Millionen Visits pro Monat. Im Interview mit FashionUnited erklärt Benjamin Günther, CEO von Stylight, wie das Modell funktioniert und wie es sich seit der Gründung 2008 entwickelt hat.
Was genau ist das Geschäftsmodell von Stylight?
Stylight bietet seinen Nutzern „shoppable Inspiration”: Wir begleiten sie entlang ihrer gesamten Mode-Journey, von der Inspiration bis hin zum Kauf. Sie finden auf unseren Seiten Unterhaltung und Inspiration rund um Mode, Lifestyle und Beauty ‒ und konkrete Tipps, wie sie ihren persönlichen Style weiterentwickeln können. Dann führen wir sie zu unserem Produktangebot und helfen ihnen, genau ihr Wunschprodukt zu finden. Im letzten Schritt leiten wir sie an den Shop weiter ‒ wofür wir eine eine Provision erhalten. Diese Verbindung von Content und Commerce ist einzigartig. Die Vielzahl an Kontaktpunkten mit einer stark kaufbereiten Zielgruppe macht uns auch als Werbeplattform attraktiv ‒ Stichwort Native Advertising. Auch hier wachsen wir gerade deutlich.
Wie kam es zu der Gründung des Unternehmens?
Wir sind vier Freunde mit einem ganz unterschiedlichen Hintergrund, die während ihres Studiums beschlossen haben, ein Unternehmen zu gründen. Wir waren in den USA und haben uns vom Gründergeist im Silicon Valley anstecken lassen. Dort sind wir auf ein stark wachsendes Nutzerbedürfnis gestoßen: Der Online-Shopping-Markt für Mode stand 2008 gerade vor dem Durchbruch und es war klar, dass dieser Markt für die User schnell unübersichtlich werden würde. Es war extrem schwer, genau das Produkt zu finden, das man wollte. Zurück in München haben wir eine intelligente Suche entwickelt, die sich einfach bedienen lässt und den Nutzern die Angebote der verschiedenen Shops übersichtlich darstellt. So etwas gab es im Bereich Mode noch nicht. Die Nutzer haben unser Produkt begeistert angenommen ‒ und Stylight war geboren.
Wie ging es von da an weiter?
In den letzten Jahren sind wir sehr schnell gewachsen - auch international - und setzen auch weiter stark auf Expansion. Heute beschäftigt Stylight rund 200 Mitarbeiter und ist in 15 Ländern aktiv, mit Hauptsitz in München und Offices in London und New York. Dabei hat sich Stylight selbst weiterentwickelt: Nachdem wir zuerst das Problem unserer Nutzer gelöst hatten, im riesigen Online-Angebot die richtigen Produkte für sich zu finden, haben wir uns daran gemacht, ihr Bedürfnis nach Inspiration zu erfüllen, ihren Style weiterzuentwickeln. Auch da waren wir erfolgreich: Im Januar 2015 haben wir unser Magazin in Deutschland gestartet. In dieser kurzen Zeit haben wir Stylight zum am schnellsten wachsenden Onlinemagazin in diesem Bereich gemacht. Dadurch begleiten wir heute unsere Nutzer von der Inspiration bis zum Kauf ‒ etwas, das großen Publishern, aber auch anderen E-Commerce-Unternehmen, noch nicht gelungen ist. Wir haben Content und Commerce geknackt.
Wann habt Ihr mit Stylight das erste Mal Geld verdient, wann schwarze Zahlen geschrieben?
Schon 2012, gerade einmal vier Jahre nach unserem Start.
Auf Eurer Website nennt ihr Stylight den „erfolgreichsten Mode-Aggregator Europas“. Wie definiert Ihr Erfolg?
Erfolg messen wir in der Performance sowohl für unsere Nutzer als auch für unsere Partner. Unseren Usern steht heute schon ein Angebot von über 6.000 Marken aus mehr als 350 Shops zur Verfügung. Mittlerweile verzeichnen wir weltweit monatlich über 10 Millionen Besucher. Damit führen wir unseren Partnershops eine große Zahl kaufbereiter User zu.
Wer sind eure Hauptkooperationspartner?
Wir arbeiten mit vielen großen E-Commerce-Playern und Modeshops wie Zalando, About You, FashionID oder Mytheresa zusammen, um nur einige zu nennen. Aber auch mit namhaften Markenshops wie Esprit, Tommy Hilfiger oder Ralph Lauren haben wir Direkt-Kooperationen.
Das Magazin ist ziemlich prominent auf Eurer Seite. Wie wichtig ist Content Marketing für Euch aktuell und zukünftig?
Content & Commerce sind in unserer Strategie untrennbar verbunden. Bei Stylight geht es sowohl um Shopping als auch um Inspiration. Mit unserem Magazin bieten wir unseren Nutzern genau die Inspiration, die sie brauchen ‒ in jeder Situation, sei es unterwegs im Café, beim Warten auf den Bus oder auf daheim auf dem Sofa. Wir gewinnen sie als wiederkehrende Besucher, haben regelmäßige Kontaktpunkte mit ihnen. So werden sie zu treuen Stammnutzern.
Mittlerweile ist Stylight international sehr gut aufgestellt. Welche Märkte sind über die bereits existierenden interessant für Euch?
Wir sind heute schon in 15 Ländern aktiv: Deutschland, Österreich, Schweiz, Großbritannien, Frankreich, Italien, Niederlande, Spanien, Schweden, Norwegen, Belgien, USA, Brasilien, Australien, Kanada. Damit sind wir schon auf vielen attraktiven Märkten präsent. Unser Geschäftsmodell international zu skalieren ist ein wichtiger Teil unseres Erfolgs. Gleichzeitig haben wir in sämtlichen Märkten, in denen wir vor Ort sind noch großes Wachstumspotenzial: noch kein einziger Fashion-E-Commerce-Markt ist in unseren Augen wirklich ausgeschöpft. Selbst in vergleichsweise reifen Märkten wie den USA oder Großbritannien sehen wir noch große Wachstumschancen für Stylight. Hierauf fokussieren wir uns im Moment.