Vaude startet Upcycling-Werkstatt mit Flüchtlingen
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Seit Januar hat die Bike- und Outdoor Brand Vaude eine eigene Upcycling-Werkstatt am Firmensitz in Tettnang im Allgäu eingerichtet. Mit diesem Projekt will der Outdoor-Ausrüster zeigen, wie Ressourcen geschont, aus ungenutztem Material neue Produkte entstehen, wie Integration gelingt und „ganz nebenbei” noch ein neues Geschäftsmodell auf den Weg gebracht werden kann.
Vaude engagiert sich schon seit vielen Jahren für Nachhaltigkeit und gehört in diesem Bereich zu den führenden Unternehmen Deutschlands. Aber wie in jedem Unternehmen, das Produkte entwickelt und herstellt, fallen auch bei Vaude Restmaterialien an. Vor allem in der Vaude Manufaktur, wo seit 1980 Rucksäcke, Rad- und Lifestyletaschen aus robusten und langlebigen Materialien hergestellt werden. „Bislang entsorgen wir noch viel zu oft wertvolle Materialien, obwohl sie eigentlich viel zu schade dafür sind. Das ist reine Verschwendung und deshalb wollen wir das ändern“, so Lisa Fiedler, Vaude Unternehmensentwicklung.
Upcycling-Werkstatt gegründet
Unter dem Motto „vom Reststoff zum Rohstoff“ hat Vaude deshalb eine kleine Upcycling-Werkstatt gegründet, in der neue Produkte hergestellt werden Alle Reste, die groß genug sind, um daraus neue Produkte zu nähen, werden zu praktischen Shopper-Taschen in zwei Größen und vielen verschiedenen Farbkombinationen verarbeitet. Jede Tasche ist ein Unikat. „Durch das Projekt können wir rund 900 Kilogramm Restmüll pro Jahr vermeiden“, freut sich Lisa Fiedler.
Ab Mitte März 2018 sind die Taschen zunächst in den Vaude Stores, im Fabrikverkauf in Tettnang-Obereisenbach sowie in den Vaude Outlets erhältlich. Im Laufe des Jahres folgen Verkaufsaktionen mit Fachhändlern.
Auch weitere Interessenten haben sich bereits gefunden, die aus Resten neue Produkte entstehen lassen wollen: So wird Vaude in Kürze auch Upcycling-Taschen und -Rucksäcke für die Deutsche Zeppelin-Reederei in Friedrichshafen produzieren. Als Material kommt die ausgemusterte Außenhülle des Zeppelin NT zum Einsatz. Statt wie bisher die alte Hülle zu entsorgen, entstehen daraus Souvenirs für den Zeppelin-Shop in Friedrichshafen.
Förderprojekt der DBU mit geflüchteten Menschen
Angefangen hat alles im Jahr 2016, als Vaude Nähworkshops für Geflüchtete anbot, um ihnen einen Einblick in den Arbeitsalltag zu geben. Dabei wurden bereits aus Materialresten der Manufaktur Shopper-Taschen hergestellt. Die produzierten Taschen gingen bei einer Verkaufsaktion in kürzester Zeit über die Ladentheke. Den Erlös spendete das Unternehmen an das Asylnetzwerk Tettnang, mit dessen Unterstützung die Workshops durchgeführt wurden. Das Feedback auf diese Aktion war so positiv, dass die Upcycling-Werkstatt gegründet wurde. Mit Hilfe der Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die im September 2017 Fördermittel von 70.000 Euro für das Projekt bewilligte, konnte es nun umgesetzt werden. Vaude hat die erforderliche betriebliche Struktur aufgebaut und bereits zwei Geflüchtete fest angestellt.
Neues Business-Modell
Neben den Anfangsinvestitionen für die Upcycling-Werkstatt soll durch die Fördergelder auch eine Upcycling-Community entstehen, die Vaude gemeinsam mit Partnerunternehmen ins Leben rufen möchte. Sie soll als Material-Austauschbörse und zur Ideenfindung für neue Upcycling-Produkte und Kooperationen dienen.
„Mit der Entwicklung eines Upcycling-Fertigungsprozesses, gepaart mit dem Aufbau eines neuen Businessmodells, eröffnen sich für Vaude neue Möglichkeiten der Wertschöpfung bei gleichzeitiger Ressourceneinsparung und Abfallvermeidung. Durch die Verzahnung mit den bereits eingebundenen Unternehmen und Institutionen wird zudem eine Plattform für Upcycling-Produktionen entstehen“, so Dr. Maximilian Hempel, Deutsche Bundesstiftung Umwelt. „Das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag zur Integration von Geflüchteten. Ihnen werden vertiefte Einblicke in betriebliche Abläufe ermöglicht und berufliche Perspektiven aufgezeigt. Ich hoffe, dass sich das Projekt weiter erfolgreich entwickelt und es viele zum Nachahmen inspiriert.“
Foto: Vaude